Tipps, damit sich Ihr Vogel wohlfühlt

Vögel gewinnen als fröhliche, amüsante, oft farbenprächtige Hausgenossen mehr und mehr an Bedeutung. Die weitaus größte Zahl der Heimvögel gehört zu den Papageien und Sittichen, die besonders wegen ihrer Sprechbegabung viele Liebhaber gefunden haben, gefolgt von den Finkenvögeln, wie z.B. Zebrafinken und Kanarien. Um den vielfältigen Krankheiten, die tagtäglich in der tierärztlichen Praxis behandelt werden, vorzubeugen, hier einige allgemein gültige Regeln für Haltung, Pflege und Fütterung einzeln oder zu mehreren gehaltener Vögel.

Die erste Voraussetzung für die Gesunderhaltung der in Gefangenschaft gehaltenen Vögel ist ihre Unterbringung in einem ausreichend großen Käfig. Die im Handel erhältlichen Käfige sind oft zu klein oder stellen als schön verzierte Gebilde allenfalls ein Schmuckstück dar, sind aber für den Vogel absolut ungeeignet. Insbesondere sollte von runden Käfigformen Abstand genommen werden. Für Papageien und Sittiche sollten die Gitter horizontal angeordnet sein, um dem Klettertrieb der Tiere gerecht zu werden.

Die Inneneinrichtung sollte sich auf maximal drei bis vier Sitzstangen beschränken. Am besten eignen sich weiche Naturhölzer aus dem Garten, deren unterschiedliche Stärke eine Fußgymnastik garantiert und so Fußkrankheiten und Stellungsanomalien der Zehen vorbeugt.

Es empfiehlt sich, dem Vogel mindestens eine Stunde täglich unter Aufsicht einen Freiflug zu gönnen, damit er seine Muskeln trainieren kann (Vorsicht vor giftigen Zierpflanzen). Einzeln gehaltene Vögel leiden unter Einsamkeit und bedürfen einer intensiven Betreuung. Besser ist es, Schwarmvögel wie Wellensittiche oder Prachtfinken paarweise zu halten.

Fast alle Stubenvögel stammen aus warmen, teils feuchten Klimazonen und sind daher sehr kälteempfindlich, licht- und luftfeuchtigkeitsabhängig. Der Standplatz im Zimmer sollte also hell und warm, vor praller Sonneneinstrahlung und Zugluft geschützt sein. Die Tiere benötigen mindestens 45 Prozent Luftfeuchtigkeit, außerdem sollte man eine Bademöglichkeit oder regelmäßiges Besprühen mit der Blumenspritze bieten.

Häufig sind Mägel an Sauberkeit die Ursache für bedrohliche Erkrankungen, weil Milben, Bakterien oder Pilze sich in verschmutztem, feuchtem Sand oder Futter vermehren.

Das angebotene Futter muß alle lebensnotwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge enthalten. Die im Handel angebotenen Körnermischungen bieten oft zu wenig an essentiellen Bestandteilen und sollten durch frisches, ungespritztes, immer gut geschältes Obst und Gemüse, einen Kalkstein sowie ab und zu Eigelb, Quark oder Bisquit angereichert werden. Um den hohen Eiweißbedarf der Papageien zu decken, bietet man diesen Tieren hin und wieder etwas Fleisch an, beispielsweise in Form von Hundetrockenfutter. Bei der Fütterung kann der Halter experimentieren und wird bald die Vorlieben seines Schützlings kennenlernen.

Frischer Vogelsand ist zur Verdauung unbedingt erforderlich. Da besonders im Winter eine ausreichende Zufütterung mit frischem Futter schwierig ist, empfiehlt sich die regelmäßige Gabe von wirkungsvollen Vitaminpräparaten über das Trinkwasser.

Nach der Psittakose-Verordnung müssen Sittiche und Papageien beringt sein. Der Sitz dieses Kennzeichnungsringes sollte vom Besitzer regelmäßig überprüft werden. Er muß locker und verschieblich über dem Fuß sitzen. Leider kommt es immer wieder vor, daß solche Fußringe einschnüren oder einwachsen und erhebliche Entzündungen und Stauungen verursachen. Dann kann nur noch der Tierarzt helfen.

Niemals sollten gefiederte Patienten in kleinen Pappschachteln zum Tierarzt gebracht werden. Dies geschieht häufig in der irrigen Meinung, dies sei die schonendste Art des Transportes. Der eigene Käfig, mit einem großen Tuch bedeckt und keinesfalls vorher gereinigt, ist das geeignete Transportmedium für den Tierarztbesuch. Vogelpatienten können in ihrem Käfig am besten beurteilt werden. Auch dem Käfig selbst kann der Tierarzt wertvolle Krankheitshinweise entnehmen.


Mehr als neun Millionen Ziervögel werden in Deutschland als Heimtiere gehalten - leider oft fernab ihrer biologischen Bedürfnisse. Ob Zierfink, Kanarienvogel, Wellensittich oder Papagei, ein Grundbedürfnis haben sie alle: das Zusammenleben mit einem Sozialpartner. Viele ihrer Verhaltensweisen dienen der sozialen Kontaktpflege untereinander und werden im natürlichen Lebensraum innerhalb eines Familienverbandes oder Schwarmes, bei Papageien auch zwischen den gegengeschlechtlichen Lebenspartnern gepflegt. Dazu gehört der Balzgesang des Kanarienvogels ebenso wie das werbende Füttern des Wellensittichs oder die Imitationskünste des Graupapageis.

Nach wie vor werden Stubenvögel überwiegend einzeln gehalten und müssen auf einen artentsprechenden Sozialpartner verzichten. Der Mensch wird zum Ersatzpartner und zieht aus dieser Rolle vermeintliche Vorteile. Der einzeln gehaltene Kanarienvogel singt öfter, der Sittich wird leichter fingerzahm, der Papagei anhänglicher und unterhaltsamer.

Tierärzte wissen, wie schnell sich diese Haltungsform ins Gegenteil verkehren kann, denn so mancher Vogel gibt sich mit dem Ersatzpartner Mensch nicht zufrieden.

Die einsamen Tiere werden seelisch und physisch krank. Besonders drastisch zeigt sich dies bei Sittichen und Papageien, die in ihrer Not aus dem Bedürfnis nach gegenseitiger Gefiederpflege einen Akt der Selbstzerstörung machen. Meist nach Erreichen der Geschlechtsreife (bei Papageien im Alter von drei bis acht Jahren) beginnen die Tiere ihr Gefieder zu benagen, sich zum Teil nackt zu rupfen oder sich tiefe, blutende Wunden zuzufügen. Nur das intakte Kopfgefieder zeugt dann noch von der einstigen Pracht. Dem Verlust der wärmenden Federisolierung folgen nicht selten hartnäckige Atemwegsinfektionen.

Auch die Fettsucht vieler Stubenvögel ist häufig eine Folge von Vereinsamung. Die Isolationshaltung, meist gepaart mit einem Mangel an Bewegungsfreiraum, optischen und akustischen Reizen läßt die Futteraufnahme zur einzigen Beschäftigungsmöglichkeit werden. Wer könnte es den Tieren verdenken, daß sie unter solchen Haltungsbedingungen mehr Futter aufnehmen, als ihrer Konstitution zuträglich ist? Sie werden träge, bald auch flugunfähig und haben eine verkürzte Lebenserwartung.

Mit Spiegel und Plastikspielzeug soll dem einzeln gehaltenen Wellensittich die Langeweile vertrieben werden. Das emsige Treiben mit diesen Gegenständen ist oft nicht mehr als agressives Balzverhalten und gerät für den männlichen Wellensittich zum Dauerstreß. Unermüdlich erbricht er Futterkörner vor diesen Utensilien, das werbende Füttern wird zur Manie.

Natürlich muß der Tierarzt für alle diese Symptome auch organische Erkrankungen in Betracht ziehen und durch sorgfältige Untersuchung ausschließen. In vielen Fällen jedoch bewahrheitet sich die Verdachtsdiagnose einer Haltungspsychose. Bei solchen Patienten müssen zusätzlich zur medizinischen Versorgung die Haltungsbedingungen nachhaltig verbessert werden. Neben der optimalen Ernährung gehört dazu ein ausreichend großer Käfig, in dem zumindest eine Flugbewegung möglich ist. Der Standort muß lärm- und zugfrei sein, aber Familienanschluß bieten. Kletter-, Nage- und Spieltrieb können durch Obstbaumzweige und ein wechselndes Angebot an sinnvollem Spielzeug gefördert werden. Eine Bademöglichkeit oder eine Dusche mit der Blumenspritze darf nicht fehlen. Ein bis zwei Stunden am Tag muß ein Vogel frei fliegen dürfen. Besonders wichtig ist die Einrichtung einer täglichen Sozialstunde, in der sich der Besitzer durch Ansprache und Körperkontakt intensiv mit seinem gefiederten Pflegling beschäftigt.

Trotz all dieser Bemühungen stellt sich nicht bei jedem Patienten die angestrebte Verhaltensnormalisierung ein. Dann muß ein geeigneter artentsprechender Lebenspartner gefunden werden. Im Falle von Papageien ist dies besonders schwierig, denn für eine Partnerschaft, die lebenslang halten soll, wird längst nicht jeder Artgenosse akzeptiert. Oft kann nur in großen Flugvolieren mit Ausweich- und Auswahlmöglichkeit eine erfolgreiche nachträgliche Verpaarung ermöglicht werden.

Vogelliebhaber, die von vornherein die Weichen für ein erfülltes, natürliches Miteinander stellen wollen, sollten bereits bei der Anschaffung zwei Tiere einplanen.

[Quelle Pressedienst BPTe.V.04.08.2000]

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