Gesundheitsprophylaxe

Natürlich sollte man den Vogel niemals prophylaktisch entwurmen oder gar prophylaktisch mit Antibiotika behandeln. Jedes Medikament - egal ob Antiparasitika oder Antibiotika - wirkt aggressiv auf den Organismus des Vogels. Er wird unnötig belastet.


Andererseits ist auch der Erfolg nicht garantiert, denn jede Infektion benötigt zur Bekämpfung einen bestimmten Einnahmerhythmus einer bestimmten Dosis eines bestimmten Medikaments. Eine dauerhafte oder periodische niedrige Einnahme eines solchen Präparates schafft womöglich noch Resistenzen der Erreger und eine gleichzeitige Abschwächung der körpereigenen Abwehrkräfte des Vogels, und das kann sein Todesurteil bedeuten. Diese Medikamente - selbst wenn sie nicht gleich die fatalste Folgewirkung zeigen - haben aber auch Nebenwirkungen, auch wenn sie nicht lebensbedrohlich sind. So zerstören Antibiotika z. B. auch notwendige Bakterienkulturen im Darm der Vögel, die für die gesunde Verdauung und Aufschließung bestimmter Vitamine zuständig sind. Man kann sich also ausrechnen, was passiert, wenn ich meine Vögel - um sie vor Erkrankung zu schützen - regelmäßig prophylaktisch mit Antibiotika oder/und Antiparasitika behandle.


Nein, nein - der richtige Weg, seine Vögel gesund zu erhalten, ist eine normale, gründliche Hygiene mit heißem Wasser und Bürste, der regelmäßige Austausch von Sitzstangen und die gründliche Reinigung von Naturästen, bevor man sie in den Käfig setzt, eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung und viel Bewegung und eine regelmäßige Gewichtskontrolle.


Sollte sich dann doch mal eine Infektion einschleichen, ist diese problemlos mit dem entsprechenden Präparat zu bekämpfen. Der Vogel ist dann nach spätestens 14 Tagen wieder fit wie ein Turnschuh und auch die Nachbehandlungen dürften dann abgeschlossen sein. Es passiert schon mal, daß sich in den Streßzeiten (Mauser etc.) oder durch einen Neuzugang Räudemilben, Luftröhrenwürmer, Federlinge oder Luftsackmilben oder andere böse Parasiten einnisten. Aber, wenn man erkennt, daß sein Schützling ein Problem hat und ihn dann dem erfahrenen Arzt vorstellt, ist das alles kein Problem.


Ein aktiver, normal genährter und fröhlicher Vogel ist i. d. R. ein gesunder Vogel. Verändert sich dieses Bild, wird er verdächtig ruhig, macht irgendwelche Anzeichen von Unbehagen oder Unpäßlichkeit (Husten, Würgen etc.) und treten diese Symptome auch am folgenden Tag noch auf, dann ist hier ein Arzttermin angesagt. Den Rest erledigt der Vet.


Dasselbe wie für die vorbeugenden Medikamente gilt auch für Desinfektionsmittel. Wo regelmäßig die chemische Keule eingesetzt wird in bester Absicht, die bösen Keime zu vernichten, verlieren die Vögel ihre Abwehrkraft und die stärksten Keime bilden irgendwann Bakterienstämme, denen mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr beizukommen ist. Dann fallen die Vögel wirklich reihenweise wie die Fliegen von den Stangen und kein Arzt kann so recht helfen, wenn die Situation dann so umkippt.


Deshalb: Halte den Käfig so sauber, wie er sich bei einer regelmäßigen Reinigung mit heißem Wasser, Lappen und Bürste halten läßt. Sei etwas vorsichtiger bei den Futter- und besonders bei den Trinknäpfen, die dürfen und sollten ruhig einmal regelmäßig ausgekocht werden und (bei Trinkwasserspendern) mit einer kleinen Flaschenbürste regelmäßig ausgebürstet werden. Kaufe am besten möglichst leicht zu reinigende Gefäße, die keine Rillen und engen Ecken haben, wo sich der Bakterienschlamm niedersetzen kann.


Ansonsten: Auch wenn die Vögel in Gefangenschaft nicht ihren vollen natürlichen Abwehrorganismus besitzen, ganz hilflos sind sie den Krankheiten nicht ausgeliefert, wenn wir immer weiter versuchen, ihre Haltung so natürlich wie möglich zu gestalten und insofern ist dieses Anliegen nicht nur tierfreundlich an sich, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsfürsorge.
© S.Seehof 1999

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